ESEL WELTWEIT

Eindrücke von meinem Besuch in Kentucky/Tennessee:

Kurztripp nach Kentucky/Tennessee vom 21.01. - 24.01.2005
... oder: was Mutter und Tochter in 48 Stunden erleben können.

1 riesen Shopping Mall
2 Mammoth Jackstock Züchter:
- ThomAss Jackstock TN, Joe Thomas
- A - Jacks KY, Dr. Steve Aaron
3 Distillerien: Jim Beam, Jack Daniels, Wild Turkey
4 Städte: Cincinnati, Louisville, Lexington, Nashville


Einen grossen Teil seiner Jackstock hat Steve Aaron 2005 nach Mexico verkauft. Lesen Sie mehr dazu hier (PDF-Dokument)


Jim Beam Distillery


Wild Turkey Distillery


Jack Daniels Empfangshaus

Ankunft Flughafen Cinncinati/OH am 21.Januar 2005 um 16:30.
Leicht angeschlagen von einem Flug mit ordentlichen Turbulenzen verließen wir das Flughafengebäude und standen auf einmal im dicksten Schneechaos. Nach einem kurzen Orientierungsversuch machten wir uns auf die Suche nach unserem Leihwagen, der erst mal freigeschaufelt werden musste.
Wozu hatte ich meine Mutter da nur überredet?
Einen Eselhengst aussuchen in den USA.
Wir machten uns also auf den Weg, während überall sonst sogar die Flughäfen geschlossen wurden.
Unser erstes Ziel war Lexington/KY, die Stadt der Pferde, mit mehr als 200 Gestüten, herrlich gelegen in den Blue Grass Hills. Leider waren bei diesem Wetter keine Pferde (Kentucky Thoroughbred) zu sehen, aber die Anlagen und Einzäunungen sind vom Feinsten und verleiten zum Träumen. Am nächsten Morgen ging es gestärkt zu Joe Thomas, ThomASS Jackstock, Tennessee. Der Empfang war herzlich. Sein Haus liegt wunderschön auf einem kleinen Hügel. Egal zu welcher Seite man auch schaute, überall standen Esel. Joe Thomas hat 3 Deckhengste und etwa 15 Stuten mit Nachwuchs. Es waren sehr schöne und gute Tiere darunter, aber außer der Tatsache, dass seine Tiere riesengroß waren, fand ich nicht viel Unterschied zu unseren.



Tex


prämierter Zuchthengst "Tex" von Joe Thomas


Stuten

Wir besuchten noch schnell die Destillerie Jack Daniels und fuhren dann weiter nach Nashville/TN, wo wir übernachteten. Am nächsten morgen ging es zurück nach Kentucky zur Mammoth Jackstock Zucht A-Jacks von Dr. Steve Aaron. Meine Aufregung wurde immer größer. Anhand von Bildern hatte ich mir schon in Deutschland einen Hengst ausgesucht. Aber wird mich Killah vor Ort genauso überzeugen? Ist er überhaupt noch da, oder schon verkauft? Der voran gegangene Schriftverkehr mit Dr. Aaron war recht anstrengend und immer schienen wir aneinander vorbei zu reden, weshalb ich mich dann auch kurzfristig entschied, nach Kentucky zu fliegen und vor Ort die Angelegenheit zu klären.
Nachdem wir des öfteren im Kreis gefahren waren, fanden wir letztendlich drei einsame Briefkästen mit der gesuchten Hausnummer. Weit und breit war jedoch nichts „Eseliges“ zu sehen und langsam wurde es dunkel. Ich rief Dr. Aaron an. Der Empfang war weniger herzlich, aber es sollte sich erst später herausstellen warum. Er konnte nicht persönlich kommen, schickte uns aber seinen Stallmeister Jack vorbei, der uns alles zeigen sollte. Nun gut.
Jack kam sofort und wir fuhren an den drei einsamen Briefkästen vorbei in den Wald. Wir fuhren und fuhren, an vielen kleinen Seen vorbei, wilde Truthähne (wild turkeys) kreuzten unseren Weg und es war zwischen den Bäumen sogar ein Mini-Schlösschen zu sehen (ein Zimmer + Küche + Turm). Dann sah ich endlich die Einzäunungen und wir standen vor dem Stall mit den 2 großen roten Eseln am Giebel. Meine Aufregung war so groß, dass ich vergaß, eine Jacke anzuziehen. Bei -10°C musste ich aber schnell wieder umdrehen und mich einpacken. Endlich kamen wir in den Stall und standen vor 8 Hengsten in ihren Boxen mit Paddocks. Also, dass Mammoths wohl größer sind als alle Esel, die ich bisher kannte, war mir durchaus bewusst, aber solche Riesen hatte ich nicht erwartet. Groß und mächtig standen sie uns gegenüber, mit wuchtigen Köpfen und in ungewohnten roten Farbtönen im zotteligen, dreckigen Winterfell. Meine Mutter schaute mich nur zweifelnd an: Das sind doch keine Esel? Das sind Urviecher aus der Steinzeit! Und dann fing der Erste an zu schreien und alle anderen stimmten mit ein. Jetzt schaute meine Mutter schon eher verzweifelt, denn es klang wirklich furchtbar und angsteinflößend.



Wellcome to A-Jacks! "The genetic conservation of quality Mammoth Jackstock is our goal. Selectively bred for conformation, disposition and size."


Dr. Aaron besitzt über 450h Weideland - gekauft von Booker Noe, dem Enkel von Jim Beam.


Kessler + Aaron

Mit Jack ging ich nun jeden Esel einzeln durch. Viel konnte er mir nicht erzählen,
auch war er nur sehr schwer zu verstehen. Trotzdem gelang es mir, eine kleine
Orientierung zu bekommen. Killah erkannte ich nicht auf den ersten Blick.
Es war schon spät, also machten wir uns, mit einem ersten „seltsamen“ Eindruck,
auf den Weg nach Louisville zu Dr. Aaron. Hier war die Begrüßung schon
wesentlicher herzlicher und wir gingen gleich zum Abendessen.
Während Steve und ich uns einen Riesenhamburger teilten,
schilderte ich ihm meine ersten Eindrücke.
Er bot mir an, nochmals mit uns raus zufahren, um mir jeden Hengst einmal einzeln vorzuführen.
Wieder bei ihm zuhause führte er uns in seinem riesigen Haus herum, bis wir
in einem Zimmer standen, in dem keine Wände mehr zu sehen waren.
Überall standen Pokale, Schärpen, Schleifen (Ribbons) und Photos herum.
Dabei fiel mir Killah wieder ein, der die Zuchtschau
in Kentucky 2003 gewonnen haben soll. Ich fragte Dr. Aaron, wo Killah
abgeblieben ist. Na, im Stall! Ich freute mich.
"Was möchtest Du wissen? Über Mammoth Jackstock? Über Fohlenaufzucht?
Über Maultierzucht?" Alles wollte ich natürlich wissen und so wurde es eines lange Nacht.
Filme, Bücher, Fotos, Power Point Präsentationen. Unermüdlich erzählte er mir mit
Begeisterung von seinem immensen Wissen und beantwortete mir alle
Fragen, bis tief in die Nacht herein, bis mir die Augen zufielen - nichts ging mehr...
Am nächsten Morgen wurden wir dann von einem traumhaft schönen Panoramablick
über Louisville überrascht. In der Küche begrüßte uns ein
Graupapagei, der uns seine Adresse tadellos aufsagen konnte (für den Fall, dass er mal wegfliegt und sich verfliegt).
Beim Frühstück erzählte mir Dr. Aaron dann vom Esel-Projekt des
Landwirtschaftsministerium in Mexico (siehe Bericht Mexican Up Against Burro Deficit),
anschließend über seine geplante Vortragsreise durch Asien. Denn dort
sind Esel und Mulis immer noch unersetzliche Arbeitskräfte, denen leider
viel zuwenig Beachtung geschenkt wird. Währenddessen bot uns seine
kolumbianische Haushälterin ganz stolz (weniger leckere) Kekse aus ihrer Heimat an. "Sollen wir bei dieser Kälte wirklich noch mal rausfahren?"
"Bitte, bitte". "OK, aber zuerst fahren wir noch zu Jim Beam, einverstanden?" "Prima!".
Von Jim Beam´s Enkel Boker Noe hat Aaron 450 ha Wald und Weideland gekauft.
Gefüttert werden seine Esel u.a. auch mit den Abfallprodukten (Trester - natürlich ohne Alkohol)
der Whiskey Herstellung. Nach einer kleinen Besichtigung
ging es endlich weiter zu den Jackstock (Dr. Aaron reagierte besonders allergisch, wenn ich donkey sagte).





Stutenherde aus der Cinnamon stammt

Wieder vorbei an den vielen kleinen Seen und dem kleinen Schlösschen fuhren
wir weiter am Stall vorbei durch den Wald, bis wir mitten auf einer großen Lichtung standen.
Und jetzt? Ein Pfiff, und von ganz weit hinten kam eine kleine Herde Stuten angetrabt.
Bis auf wenige Meter kamen sie an uns heran, anfassen ließen sie sich
jedoch nicht. Schöne Tiere! Kräftig und korrekt,
aber lange nicht so groß wie die Hengste. Sie waren
unheimlich bewegungsfreudig mit schönen Gängen. Ich war sprachlos
und verstand nun auch langsam den Unterschied zwischen donkey und jackstock .



Stuten


Stuten

Wir fuhren wieder zurück zu den Hengsten.
Mit einem einfachen Gebiss, befestigt an Snaps und
einer massiven Kette, hatte Steve eine schnell anzulegende und immer
passend verstellbare Führvorrichtung für jeden Hengstkopf.
Ich bekam eine Gerte in die Hand. Ein wenig Spannung war nun zu bemerken.
Als erstes gingen wir zu Old Hickory, einem pensionierten World Champion.
Wir holten ihn aus der Box. Ein bisschen ehrfürchtig stand
ich vor diesem Riesen aber, als er anfing zu schreien,
fand ich wieder Gefallen an diesen Tönen. Hickory hat einen sehr dunklen und klaren Ruf.
Zügig und ohne Probleme lief er mit uns. Kein Ziehen, kein Zerren,
und die Gerte brauchten wir sowieso nicht, auch bei keinem anderen Hengst.
Mal aus der Box herausgeführt, ergab sich im Tageslicht ein ganz
anderes Bild als noch am Abend zuvor. Ich staunte nicht
schlecht. Zwar boten sie in ihrem zotteligen, verdreckten Winterfell erst
mal keinen schönen Anblick, aber der zweite Blick war fantastisch:
Starke Knochen, breite Brust, kurzer Rücken und sehr muskulös. Dazu
unwahrscheinlich lauffreudig. Es sind ganz andere Esel, diese großen Roten.
Alle Hengste hatten etwas Beeindruckendes und ich merkte, wie schwer mir die
Entscheidung fallen würde. Dann kamen wir endlich zu Killah.
Mit seiner Größe von 1,45m ist er genau an der Grenze zu einem Mammoth,
aber eigentlich eher zu klein. Killah ließ sich
am Führstrick problemlos Händeln und auf einem kleinen Zirkel antraben und angaloppieren.
Er hat einen großen Kopf mit wahnsinnigen Ohren. Sein Blick ist äußerst liebenswert
und sein Rufen ist ebenfalls kräftig und klar.



Hengst Stm 1,56m!


sehr schöner, kleiner Hengst Stm 1,38m




Zuchthengst Jack Dandy, Stm 1,53m


Bei -20°C wurde jeder seiner 8 Hengste ausgiebig begutachtet und besprochen - hier Killah:







Gemeinsam wurde jedes Tier besprochen.


Killah liess sich auf kleinem Zirkel problemlos antraben und angaloppieren.

Während meine Mutter tiefgefroren schon nicht mehr den Auslöser beim Fotoapparat
betätigen konnte, spürte ich keinerlei Kälte und wollte nun auch
noch die wichtige Frage geklärt wissen, was gefüttert wird.
Es ist ein Gemisch aus Hafer, Alfalfa (Luzerne), Mais und Mineralfutter, das
ich mir in eine kleine Tüte abfüllte, auf der auch zufällig der Name von einer
Entwurmungspaste zu lesen war. Equimectrin mit dem Wirkstoff Ivermectin.
Nur noch mit diesem Wirkstoff, riet er mir, sollte ich zukünftig entwurmen.
Unsere Zeit war schon wieder knapp und ich war überflutet von diesen neu
gewonnenen Eindrücken. Ich konnte zwar nicht alles direkt verarbeiten, aber es
begann sich etwas in meinem Bewusstsein zu verändern.
Viele Merkmale und Eigenschaften der Esel, vorallem negative,
werden hierzulande als eseltypisch festgelegt und damit akzeptiert. Das ist nicht immer richtig.
Eine letzte Frage hatte ich noch: "Warum züchten Sie ausgerechnet Mammoth Jackstock?"
"Sie brauchen mich", bekam ich zur Antwort, über die ich noch
den ganzen Rückflug nachdenken sollte.
Wir nahmen Abschied. „Wir bleiben in Kontakt und lernen voneinander.“
Ich nickte ganz eifrig.
Für welchen Hengst ich mich letztlich entscheiden sollte, war ein
langer Prozess. Zuerst habe ich die Vor- und Nachteile jedes einzelnen Tieres
aufgestellt und nach objektiven Kriterien analysiert.
Ich hab mich dann für einen mittelgroßen, sehr kompakten Hengst entschieden, 4 Jahre alt,
mit extrem breiter Brust, starkem Fundament und traumhafter Farbe.
Er hat schöne Gänge und deckt sowohl Pferde- als auch Eselstuten.
Er hat eine hervorragende Abstammung (Vater: Old Hickory, Grossvater Ole Mississippi)
und ist ein echter American Mammoth Jackstock. Er ist Grand Champion
der Zuchtschau in Kentucky 2003 und zugelassener Deckhengst.
Er hat ein traumhaftes Wesen, ein richtiger Gentle Giant:
Killah



Steve + Christina + Old Hickory (World Champion)


Who´s the boss of the barn?

Letzte Änderung: 01.12.2006